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Monat: Januar 2020 (Seite 2 von 2)

Organisierter Müll

Diesen Samstagnachmittag haben wir noch einen Termin, der nichts mit dem Bau zu tun hat, also schaffen wir es heute nur eine Anhängerladung auf die Mülldeponie bringen. Auf der Kippe herrscht ab 10 Uhr erfahrungsgemäß riesiger Andrang, also sind wir bereits um 9 Uhr da. Ich bin fasziniert davon, wie organisiert es dort abläuft. Jeder, der kommt, muss seinen Kofferraum oder Anhänger öffnen und der Müll wird begutachtet. Eine Sperrmüllkarte ist hier bares Geld wert, zwei Stück bekommt jeder Haushalt am Anfang des Jahres mit dem Kalender für die Abfuhrtermine der Mülltonnen. Müllentsorgung ohne Karte oder Problemabfall ist teuer. Trotz unserer Karte müssen wir noch für die Entsorgung von Sondermüll einen kleinen Obolus von 10 € zahlen.

Mein Mann steigt aus dem Auto, um den Anhänger zur Kontrolle zu öffnen. Plötzlich fährt ein Audi an der Warteschlange, mit mehr als der erlaubten Schrittgeschwindigkeit vorbei und drängelt sich vor unser Gespann. Ups! „Das war ein Fehler“, denke ich mir gerade, als ich meinen Herzallerliebsten schnaufend an unserem Auto vorbeilaufen sehe. „Sach mal Freund? Was war das denn?“, poltert Männe völlig zu Recht los. „Was denn? Ich hab nur zwei Teile!“, entgegnet der feingefönte Schnösel. Ganz gelassen kommt einer der Mitarbeiter auf die beiden zu, „Ganz ruhig, der Herr war vor ihnen und hier gehts immer schön der Reihe nach. Sie bleiben stehen, bis der Mann durch ist.“ So gechillt sollte man auch an der Kasse vom Supermarkt sein. Die haben hier echt alles im Griff.

Nach einer kurzen Anweisung, wo welche Teile entsorgt werden, fahren wir die einzelnen Boxen an, an deren Ende Container stehen. Alles ist sauber und beschriftet, so hat man schnell den richtigen Platz für seinen Müll gefunden. Abfalltrennung vom Feinsten. Ist man sich nicht sicher, wo was hin soll oder braucht eine helfende Hand, ist sofort ein Mitarbeiter zu stelle. Ich helfe auch, so gut ich kann und als ich mich umsehe, entdecke ich einige Frauen, die ihren Männern beim Schuttabladen tatkräftig zur Seite stehen. Alle in Baustellenklamotten. Mit einer davon plaudere ich kurz und wir fühlen uns auf eine seltsame Weise irgendwie verbunden.

Bauherrinnenpower!

Stall ausmisten

Tja… so kann es gehen. Mein Körper streikt heute und bettelt nach Ruhe. Einmal ins Bett gekuschelt saugt er sich fest und aufstehen wird zur Qual. Nu gut, jetzt muss meine bessere Hälfte alleine ran.

Während der Architekt heute mit der Skizzierung des Wohnhauses beschäftigt ist, überlegt der Bauherr sich an die Räumung des ehemaligen Stallgebäudes zu machen. Ich glaube, er kann es kaum erwarten dort seinen neuen Abbruchhammer in Einsatz zu bringen. Es sei ihm von Herzen gegönnt. Arbeit darf auch Spaß machen, besonders mit Männerspielzeug. Ein Riesending! Mit Megapower, wie der Herr mir gegenüber immer betont. Damit habe er ratzfatz die Ferkelbuchten und den Boden im Stall abgerissen. Ich bin gespannt, wie er sich macht.

Alles in der zukünftigen Werkstatt ist geräumt, erzählt er mir stolz. Mich beschleicht das schlechte Gewissen, aber er beruhigt mich. „Es gibt noch ein paar Jahre Arbeit, also mache dir keinen Kopf um einen Tag.“

Ein Tag Auszeit tut doch gut!

Förderliche Forderungen

Dorferneuerungsprogramm! Dass dieses Wort für uns bares Geld bedeutet, haben wir durch unseren Bürgermeister Anfang Dezember bei einem Termin auf dem Hof erfahren. Er war von unserem Vorhaben sofort sehr begeistert und sicherte uns seine Unterstützung zu. Wir waren erstmal baff. Eigentlich hatten wir nur ein paar Fragen, bezüglich eines Zuganges von dem angrenzenden Spielplatzes zum Hof oder einer Zufahrt neben dem Bürgerhaus in unseren Garten. Dass es Gelder für die Erhaltung alter Bausubstanz gibt, war uns zwar nicht ganz neu, doch dachten wir, dass es schwer wird, die Voraussetzungen dafür zu erfüllen. Zum Glück scheinbar doch nicht.

Heute bekommen wir Besuch. Zwei Herren und eine Dame von der Kreisverwaltung bzw. Verbandgemeinde besichtigen das Haus und die Nebengebäude, um mit uns die Möglichkeiten von Fördermitteln zu besprechen. Die Drei sind auch sehr angetan, von unserem Schätzchen, wie sie sich ausdrücken. Von einem Vorzeigeobjekt für die Stadt ist die Rede und ich kann nicht bestreiten, schon ein bisschen stolz auf unser Vorhaben zu sein, auch wenn wir noch ganz am Anfang stehen.

Nichtsdestotrotz müssen natürlich auch Anforderungen durch uns erfüllt werden, sonst lässt die Stadt kein Geld sprudeln. Klar! Die historischen Besonderheiten an unserem Haus müssen wieder hergestellt werden. Die weissen Holzfenster in der typischen Teilung oder Naturschiefer auf dem Dach und ganz ehrlich?

Das hat doch was, oder?

Aufgedeckt

Schwiegereltern sind was tolles. Jedenfalls die, die ich habe. Einmal klingeln, weil man etwas für die Baustelle abholen will und schon hat man Hilfe bei der Entfernung der Tapete im 1. Stock. Klasse, oder? Finde ich auch. Wenn alles so einfach wäre. Nun können wir zu viert die Wände von den alten Belägen befreien.

Als wir den Teppichboden in unserem Ankleidezimmer anheben, kommt dort eine Art bedruckter Linoleum zum Vorschein, der an vielen Stellen festgenagelt wurde. Mir scheint, er liegt schon 100 Jahre dort und ich glaube, der hätte bestimmt Abenteuerliches zu berichten, wenn er könnte. Das Alter bemerken wir auch, als wir das Linoleum entfernen wollen, weil es unter unseren Händen fast zerbröselt. So etwas habe ich noch nie gesehen, aber ich glaube, es wird nicht die letzte Überraschung sein.


Fund unterm Teppichboden

Nach ca. 2,5 Stunden haben wir das Obergeschoss fertig geräumt. Jedenfalls das, was wir dürfen, um nicht schon mit der Sanierungsmaßnahme begonnen zu haben. Würden wir bereits den Putz abklopfen oder gar Fenster entfernen, wäre dies schädlich für unsere zu beantragenden Fördermöglichkeiten. Beginnen darf man erst, wenn die Bewilligung der Gelder vorliegt.

Ich bin froh, dass die beiden Bauhelfer heute Spass bei unserer Aktion haben und wir Zeit miteinander verbringen. Wie schon erwähnt, keine Hilfe ist für uns selbstverständlich und wir wissen jede Unterstützung sehr zu schätzen.

Hilfe macht glücklich!

Sesam öffne dich

Ich bin erkältet und mein Hals kratzt. Trotzdem heißt es heute wieder ‚ab uff de Bau‘. Dicke Wäsche unter meiner Latzhose ist eh ein ‚must have‘ und so bitterkalt ist es nicht mehr. Also, Pillen rein, Augen zu und durch.

Mir wird bewusst, dass wir die nächsten Monate immer den gleichen Tagesablauf haben werden. Mann kommt heim, wir essen zusammen und dann auf zum Hof. Komisch, aber genau das habe ich mir in den letzten Wochen gewünscht, dass es endlich losgeht. Das süße Nichtstun am Abend ist passé. Mal sehen, wie lange ich daran Spaß habe. Aber auch hier gilt, Augen zu und durch.

Im Haus nehmen wir uns heute das Obergeschoß vor und befreien die Wände von Tapete der vergangenen Jahre. In unserem zukünftigen Schlafzimmer entdeckt der Bauherr eine Spanplatte, die auch auf der anderen Seite unter dem Wandbelag zum Vorschein kommt. „Schatz? Ich glaube, hier war mal ne Tür.“ Zwei Minuten später kommt das Brecheisen zum Einsatz und kurz danach schreite ich als erster Mensch nach bestimmt 50 Jahren wieder über diese Schwelle. So! Und nu? Brauchen wir diesen Durchgang? Kann sein, kann aber auch nicht sein. Soweit sind wir noch nicht.

Die endgültige Entscheidung werden wir erst nach dem Aufmass der Bestandspläne treffen. Im Moment geht es erst einmal darum, alle Tapeten und Bodenbeläge aus dem Haus zu entfernen, um zu sehen, wie die Substanz darunter ist. Die einstigen Dielenböden sind leider durch Spanplatten ersetzt worden und dort, wo er noch vorhanden ist, ist er in einem jämmerlichen und nicht erhaltenswerten Zustand. Na ja… wir werden schon das Beste daraus machen.

Eine Idee haben wir schon!

Tatort Dachgeschoss

Wenn ich mich umsehe, komme ich mir vor, wie in einem Gruselfilm. Überall hängen von den alten Balken dicke Spinnweben, die in den letzen Jahrzehnten durch die Benutzung des Räucherofens eine schwarze Patina angenommen haben. Eklig ist auch der alte Geruch von Rauch und Staub. Hier und da liegen noch vergessende Dinge. Dinge, die scheinbar achtlos herumliegen und nun durch uns begutachtet werden. Manches stellt sich als brauchbares Dekozeug raus und vieles als wertloser Kram, der einfach weg muss.

Ein paar alte Bücher, eine Waschschüssel und eine Bettpfanne aus Emaille, gusseiserne Christbaumständer oder einige alte Schallplatten werden wir vorerst behalten. Der Rest muss weg!

Dachboden bei der Übernahme

Ich kehre und wirbele eine Menge Staub und Dreck auf. Hustend stelle ich fest, ohne Atemmaske geht hier nichts. Die und noch ein paar Sachen, wie eine Schutzbrille schreibe ich auf unsere Einkaufsliste. Dank meinem Mann, habe ich ja schon eine Latzhose, Sicherheitsschuhe, eine Anstosskappe, rosa Handschuhe und nicht zu vergessen meinen dicken, pinken Pulli. Darin fühle ich mich auch sauwohl…. oink… oink… bissel Schweinchen muss sein.

Am Nachmittag bekommen wir Besuch von meiner Freundin und was sie im Gepäck hat, freut uns. Heisse Kartoffelsuppe! Lecker! Es tut gut, was warmes im Bauch zu haben und die Arbeit fällt einem wieder etwas leichter. Ich weiss gar nicht mehr, wie oft ich an diesem Tag die Treppe hoch und wieder runter laufe, um alles in den Anhänger zu laden, was weg kann. Meinem Männe geht’s nicht anders. Doch schon nach ein paar Stunden ist alles geschafft.

Gegen 20:30 Uhr kommt nochmal Besuch mit einem Feierabendbier, alkoholfrei versteht sich, zur Baustellenkontrolle. Meine Schwiegereltern sind angenehm überrascht von unserem notdürftigen, aber kuschligem Ambiente und wir quatschen noch etwas mehr als ein Stündchen, bevor wir nach Hause fahren.

Unverhofft kommt scheinbar oft!

Es geht los

01.01.2020 ein tolles Datum und zugleich Tag der Besitzübernahme durch uns. In den letzten Tagen hat sich einiges auf unserem Hof getan. Die ehemalige Eigentümerin war fleissig und räumte ihre noch verbliebenden Habseligkeiten aus dem Haus. Mein Mann war ihr dabei eine Hilfe, währenddessen ich mich mit meiner Tochter im Skiurlaub erholte. Verkehrte Welt… diesen und noch ein paar Urlaube haben wir letztes Jahr gebucht, nachdem wir uns 2019 keine Reise gegönnt haben, in der Hoffnung ein Haus zu finden. Für 2020 haben wir mehrere gebucht, da wir davon ausgegangen sind, die Aussicht das Passende zu finden, ist sehr gering. Tja… der Rest ist bekannt und was soll’s, Erholung können wir im Sanierungsmarathon sehr gut gebrauchen.

Da wir jetzt alle Schlüssel besitzen und das Hoftor verschlossen haben, wenn wir nicht anwesend sind, stellt sich ganz schleichend das Gefühl ein, nicht mehr in ein fremdes Haus zu kommen. Keiner hat mehr ohne uns Zutritt und das ist gut so, denn heute sind wir mit unserer kleinen Baustellen-Wohlfühl-Einrichung angerückt. Bierbank und Tisch, Kaffeemaschine, Werkzeug, Schreibkram incl. Ordner für Bautagebuch und Skizzen, Heizgeräte und so weiter. Das ganze Gebäude besitzt nur eine Wärmequelle. Heizung Fehlanzeige! Echt ungemütlich und eisig. Wir sind sehr froh über den alten Ofen, der im Zimmer rechts neben der Haustüre steht und mit Holz und Briketts befeuert wird. Wenigstens in einem Raum können wir uns etwas aufwärmen und mal ein paar Minuten im Sitzen einen Kaffee gönnen oder auch das eine oder andere Mal ein kleines Feierabendbierchen.

Prost!

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„Wenn Du Dinge haben willst, die andere nie haben werden, musst Du bereit sein, Dinge zu tun, die andere nie tun würden.“ Wir wissen, was in den nächsten Jahren an Arbeit, Schweiss und Zweifeln auf uns zu kommt. Manches Mal werden wir auch auch verzweifeln, wenn wir vor Dreck, Schutt und einem Berg voller kleiner und großer Aufgaben und Herausforderungen stehen. Natürlich freuen wir uns auch auf schöne Augenblicke, die uns Stolz machen, auf das, was wir leisten und irgendwann blicken wir zurück und sagen uns, das war es Wert!
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