Ein bisschen mulmig ist mir schon, als ich heute morgen aufstehe und mir klar wird, gleich gibt es kein Zurück mehr. Trotzdem bin ich mir sicher, dass es genau das ist, was wir uns in den letzten Monaten erhofft und erträumt haben. Unzählige Abende sind wir die Details durchgegangen, haben kalkuliert, gemessen und überlegt wie wir dieses oder jenes in Angriff nehmen werden, haben uns ausgemalt, wie es sein wird, wenn es fertig ist. Die Gefühle, die uns begleitet haben, gehören in wenigen Stunden der Vergangenheit an. 8 Monate kämpfen, hoffen, bangen, zweifeln und zittern, ob wir das Schätzchen bald unser Eigen nennen dürfen, sind endlich vorbei, denn bei der ersten Besichtigung war uns beiden sofort klar:
DAS ist ER! Unser Hof!

Ein Haupthaus mit Anbau, Stallungen, eine große Scheune und eine Mauer bilden einen Innenhof, in dem offensichtlich mal ein großer Baum die Mitte markierte. Schon im April bot der Zustand der Gebäude einen jämmerlichen Anblick. Die Dacheindeckung der Stallungen ist halb auf und davon und der Regen hat schon das Holz aufgeweicht. Traurig schaut das alte Wohnhaus von der Seite her aus. Der Putz ist dreckig und bröckelt vor sich hin. Fensterläden sind wohl schon lange keine mehr da, wo die Anker aus dem Basalt schauen. Jetzt im Dezember ist es kalt und nebelig, die Gebäude wirken wie Ruinen. Stumme Zeugen einer bewegten Vergangenheit. Ich male mir aus, wie es ist, dort in meinem Liegestuhl die Sonne zu geniessen, das Buchsteinhaus ist in ein helles beige getaucht, der Wind weht warm durch den Innenhof und aus der Werkstatt hört man meinen Mann hämmern.
„Schatz?“, reisst er mich aus meinen Gedanken. „Wir müssen los.“ Beim Notar sind wir die ersten und ich hoffe, dass die Verkäuferin unseren Termin nicht vergessen hat. Ein paar Minuten Geduld und sie kommt mit dem Makler im Schlepptau ins Wartezimmer, ein wenig Smalltalk und wir werden vom Notar begrüsst und ins Büro geführt. Jetzt geht alles seinen Weg, der Vertrag wird vorgelesen, einige Fragen beantwortet und dann unterzeichnet einer nach dem anderen die Verkaufsurkunde. Meine Hand zittert ein wenig, als ich meinen Namen daruntersetze. So lange habe ich auf diesen Moment gewartet und nun ist es endlich soweit. Die bisherige Eigentümerin reicht mir den Schlüssel für unser neues, altes, trauriges Haus und mein Herz hüpft.
Es ist geschafft!










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